Big Heat

Entwurf für den Neubau des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam, die Flure in den Arbeitsbereichen

Entwurfsidee und Leitgedanke

The Big Heat (Heißes Eisen) ist ein US-amerikanischer Kriminalfilm von Fritz Lang aus dem Jahr 1953. Die Idee für die Gestaltung der Flure zu den Arbeitsbereichen im Neubau des Bundespolizeipräsidium (Standort 2) beruht auf Filmstills aus dem Film The Big Heat. Es handelt sich um verfremdete Ausschnitte aus den Kulissen in diesem Film, aus ausgewählten Interieurs und Orten der Handlung, ohne die darin agierenden Personen. Vor allem die vielen Aufnahmen aus den diversen fiktiven Polizeibüros, den Orten der Polizeiarbeit waren die Grundlage für die ausgewählten Motive.  Sie werden in Form überdimensionierter Ausschnitte (Cutouts) auf Vliestapeten gedruckt und auf die ausgesuchten Wandflächen appliziert. Jedem Motiv ist eine originale zeitgenössische Malerei zugeordnet. Diese Unikate setzen sich zwar durch ihre besondere Haptik (Oberflächenstruktur) von den gedruckten Partien der Wandgestaltung ab. Jedoch befinden sich beide Elemente der Gestaltung, das Unikat und der überdimensionierte Druck in einem besonderen Spannungsverhältnis…

Big Heat, Filmstill

Gestalterische Umsetzung

Die aufgeweiteten Enden der Stichflure haben jeweils entweder auf der linken oder rechten Seite eine klar begrenzte Wandfläche ohne Tür. Im gesamten Gebäude ist von 37 derartigem Wandflächen auszugehen. Von der ersten bis zur vierten Etage sind es auf jeder Etage insgesamt sieben Flächen, die gestaltet werden. Im Erdgeschoss eignen sich fünf Flächen und im Sockelgeschoss drei Flächen für die künstlerische Kennzeichnung als öffentliche Bereiche und als Orte des Aufenthaltes und der Kommunikation. 

Es werden großflächige, gerasterte Motive aus Fritz Langs berühmten Film The Big HEAT auf Vliestapete gedruckt. Die zahlreichen und hervorragend komponierten Polizeibüro-Interieurs in denen die Filmhandlung voranschreitet, dienen als Inspiration für die ausgewählten Motive. Alle handelnden Personen sind aus dem jeweiligen Filmstill entfernt worden. Die grobe Rasterung trägt zusätzlich zur Verfremdung der Motive bei und betonen deren Rätselhaftigkeit. In Übertragung der Film noir Ästhetik werden die Ausschnitte in monochromer Farbigkeit gedruckt; in den drei Grundfarben und in grün, grau (silber) und braun (bronze). 

Jedem Motiv wird ein originales Bild in der Größe (Höhe, Breite, Tiefe) 50 x 40 x 5 cm, zugeordnet. Die Malerei ist auf Primärfarbkontrasten aufgebaut. Die Farben sind rein und ohne Mischtöne aufgetragen. Sie leuchten. Die Farbverläufe erstrecken sich bis über die Seiten. Die Malerei weist so über das eigentliche Format hinaus in den Raum und stellt die Verbindung zum gedruckten Motiv und der weißen Wand her. Die farbige Seitenansicht ist Teil der Gesamtgestaltung. Der objekthafte Charakter der Bilder wird betont. Die monochrome Farbigkeit der rätselhaften Bürointerieurs und die stark farbigen Unikate verleihen dem jeweiligen Flur-Ende eine individuelle Signatur. Die Motive auf den Vliestapeten werden so ausgeschnitten und angebracht, daß sie mit der weißen Restfläche der Wand und dem originalen Bild eine schlüssige Gesamt-Komposition bilden. 

Die vorgeschlagene künstlerische Intervention soll die Büroflure akzentuieren und stellt eine teilweise sogar humorvolle Interpretation der architektonischen Raumqualität dar. Diese Interpretation leitet sich direkt aus der Struktur der Flure (und den dahinter liegenden Büros) und der Funktion dieses öffentlichen Bereiches ab. 

Die Gestaltung ist, wie die Kulissen des Filmes, gekennzeichnet durch eine gewisse Zurückhaltung und Eleganz. Verursacht durch die Platzierung der originalen Bilder, die Durchbrechung der perspektivischen Logik und durch die Komposition aller gestalteten Bestandteile wird eine gewisse unterschwellige Unsicherheit erzeugt, die der künstlerischen Intervention ihre Ambivalenz verleiht.

Idee, Planung: DAS KOLLEKTIV

Entwurf für die zweite Stufe des Wettbewerbes, 2021

Technik: Digitaldruck auf Vliestapeten und Collagenmalerei auf Leinwand

Standort: Bundespolizeipräsidiums in Potsdam, die Flure in den Arbeitsbereichen